Am 21. Februar ist internationaler Tag der Muttersprache – ein Tag, um an die kulturelle und sprachliche Vielfalt zu erinnern. Weltweit werden momentan rund 6.000 Sprachen aktiv gesprochen. Während es über die Entstehung der Sprache noch unzählige Ansätze und Vermutungen gibt, ist rund die Hälfte der aktiven Sprachen bereits vom Aussterben bedroht. In Deutschland betrifft dies zum Beispiel das Friesische, weil es kaum noch Muttersprachler gibt, die ihr Wissen der nächsten Generation weitergeben können.
Der Tag der Muttersprache ist ein noch relativ junger Feiertag, er wird seit dem Jahr 2000 am 21. Februar begangen. Das Datum galt ursprünglich als Tag der Märtyrer in Bangladesch und erinnert an eine Demonstration vom 21. Februar 1952 in Dhaka, der damaligen Hauptstadt Ostpakistans. Die dortige Regierung hatte beschlossen, Urdu zur Amtssprache zu erheben. Da Urdu nur für knapp drei Prozent der Bevölkerung Muttersprache war, kam es zum Aufstand. Nach einem neun Monate andauernden Bürgerkrieg erklärte Ost-Bengalen schließlich seine Unabhängigkeit. Im neuen Staat Bangladesch wird seitdem Bengalisch als Amtssprache gesprochen.
Laut Duden ist Sprache die „Fähigkeit des Menschen zu sprechen“ und die „Möglichkeit des Menschen sich auszudrücken“. Jedoch gibt es auch Sprachen, die nicht auf lautlichen Mustern basieren. Nationen wie die Italiener etwa unterstreichen mit ihrer ausdrucksvollen Körpersprache und Gestik die Emotionen in ihren Äußerungen. Die Kommunikation mit den Händen und dem Körper ist zudem die Grundlage und nicht zuletzt die Muttersprache für Gehörlose und Hörgeschädigte: Die Gebärdensprache.
Das Wort Muttersprache ist von dem lateinischen „lingua materna“ abgeleitet und wurde auch von Martin Luther, der als Begründer der hochdeutschen Sprache gilt, in dessen Bibel als „Muttersprache“ übersetzt. Doch wie kam es dazu, dass die zuerst erlernte Sprache als Muttersprache und nicht etwa als Vatersprache, Heimatsprache oder Elternsprache bezeichnet wurde?
Eine häufig vertretene Theorie ist, dass das Kind als erstes eine Beziehung zur Mutter aufbaut. Ihre Sprache und ihre Töne hört das Kind zuerst – schon im Mutterleib. In früheren Jahrhunderten waren zudem ausschließlich die Mütter für die Kindererziehung verantwortlich. Somit waren es auch die Mütter, die ihren Kindern das Sprechen beibrachten.
Eine 2004 veröffentlichte Studie brach jedoch dieses Schema auf. Der Genetiker Peter Forster fand heraus, dass es eine Korrelation zwischen der Verteilung bestimmter Y-Chromosom-Typen und speziellen Sprachmustern gibt. Das Y-Chromosom wird ausschließlich vom Vater weitergegeben. Forster fand nun heraus, dass sich beispielsweise in einigen Küstenregionen Neuguineas polynesische Spracheinflüsse wiederfinden. Gleichzeitig tritt in diesen Regionen ein bestimmter Y-Typ auf, der typisch ist für Polynesier. Dieser Y-Typ ist zwar nur zu zehn Prozent vertreten, aber dennoch dominant, da in den betreffenden Regionen polynesisch und nicht wie auf der restlichen Insel eine melanesische Sprache gesprochen wird.
Ein ähnliches Phänomen konnten die Wissenschaftler um Forster auf Island feststellen. Die Gene der mütterlichen Abstammungslinien sind dort überwiegend britisch, die der väterlichen eher skandinavisch. Gesprochen wird auf der Insel jedoch eine skandinavische Sprache.
Die Forscher schließen aus diesen Beobachtungen, dass die Mütter Sitten und vor allem auch die Sprache der Männer übernommen haben und diese anschließend an ihre Kinder weitergeben. Der Muttersprache ginge somit tatsächlich soetwas wie eine Vatersprache voraus.
Esperanto ist eine Plansprache, deren Grundlagen der Arzt Ludwik Lejzer Zamenhof 1887 schuf. Sie ist mit nur 16 grammatischen Regeln vergleichsweise einfach und schnell zu lernen. Die Schätzungen zu aktiven Esperantosprechern gehen weit auseinander. Während einige von etwa 100.000 ausgehen, schätzen andere die Anzahl auf bis zu zehn Millionen. Was viele jedoch nicht wissen: Es gibt auch Esperanto-Muttersprachler. Auch sie feiern am 21. Februar den Tag der Muttersprache. Im August 2016 gab der Esperanto-Weltverband an, dass es 1.000 Esperanto-Muttersprachler weltweit gibt.
Um die Sprache aktiv anzuwenden, werden mittlerweile regelmäßige Radiosendungen auf Esperanto ausgestrahlt. Weiterhin sind diverse Werke der Weltliteratur in Esperanto erhältlich und es gibt Autoren, die ihre Bücher direkt in Esperanto verfassen. dazu zählen der spanische Satiriker Jorge Camacho, der Schwede Sten Johansson oder die Engländerin Marjorie Boulton. Auch wurden bereits vier Spielfilme in dieser Sprache produziert: Angoroj (1964), Inkubo (1965), Gerda Malaperis (2006) und La Patro (2007).