Nicht nur die Deutschen sind jeck und begehen laut und bunt die fünfte Jahreszeit. Rund um den Globus feiern die Menschen auf unterschiedlichste Weisen Karneval. Wir stellen euch zehn spannende Karnevalsbräuche aus den verschiedenen Teilen der Welt vor.
Die Fastnacht, der Abend vor Aschermittwoch, läutet die christliche Fastenzeit vor Ostern ein. Zur Fastnacht kann daher noch einmal ausgiebig geschlemmt und gefeiert werden, bevor dann die 40-tägige Fastenzeit beginnt. Daher auch der lateinische Begriff „Carnevale“: Carne (Fleisch), vale (lebe wohl).
Das brasilianische Rio de Janeiro darf in unserer internationalen Liste der Karnevalshochburgen natürlich nicht fehlen. Interessanterweise wurde beim ersten Karneval in Rio (1840) Polka und Walzer getanzt. Erst im Jahr 1917 setzte sich Samba als Standardtanz für die Faschingsumzüge durch.
Der Karneval in Rio wurde von den Portugiesen nach Brasilien gebracht. Da die Einwanderer mit vielen afrikanischen Sklaven nach Südamerika kamen, ist auch der brasilianische Karneval von afrikanischen Riten beeinflusst. So fertigten die Afrikaner Masken und Kostüme aus Federn, Knochen und Gräsern an, um böse Geister abzuwehren. Die Brasilianer griffen diese Tradition später in ihren aufwendigen Karnevalskostümen auf. Auch der Samba selbst ist ein ursprünglich afrikanischer Tanz, der aus Westafrika und Angola nach Brasilien kam.
Mittlerweile treten während der fünftägigen Feierlichkeiten verschiedene Sambaschulen (keine Schulen im klassischen Sinne, sondern eher eine Art Samba-Verein) im Sambadrom gegeneinander an. Dieses Spektakel ist ein besonderer Touristenmagnet und wird weltweit von Millionen von Menschen am heimischen Fernsehgerät verfolgt.
Während man beim Karneval in Rio viel nackte Haut zu sehen bekommt, warten in Ungarn zottelige Buschos auf ihre Zuschauer. Mit Holzmasken vor den Gesichtern und in Schafspelze gehüllt, ziehen sie zur Faschingszeit lärmend durch die Straßen.
Früher diente dieses Ritual dazu, den Winter zu vertreiben. Eine Legende besagt sogar, dass die Ungarn als Buschos verkleidet den Osmanen das Fürchten lehrten und diese in die Flucht schlugen.
Heute müssen sich die Besucher der Faschingsumzüge nicht mehr fürchten: Frauen werden mit Blumen beschenkt und mit Fruchtbarkeit gesegnet, alle anderen Besucher erhalten Wein und zottelige Umarmungen.
Der Karneval in Trinidad und Tobago steht dem in Rio de Janeiro in nichts nach. Auch hier gibt es außergewöhliche und farbenfrohe Kostüme zu bewundern und die Einwohner tanzen zu heißen Rhythmen durch die Straßen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Steel Pan, auch Steel Drum genannt. Afrikanische Sklaven haben sie in den 1930er Jahren auf Trinidad erfunden. Da ihnen das Trommeln auf ihren Instrumenten von den Kolonialherren verboten wurde, suchten sie sich Ersatz und nutzten unter anderem Pfannen oder ausrangierte Ölfässer, auf denen sie dann einfach weiter trommelten.
Als Kontrast zu den aufwendigen Kostümen beschmieren sich manche Teilnehmer mit Öl, Schlamm und farbigem Pulver, bevor sie später in ihr richtiges Kostüm schlüpfen.
Santa Cruz auf Teneriffa war nach dem Franco-Regime die erste spanische Stadt, in der Karneval gefeiert wurde. Heute ist der Karneval in Santa Cruz der größte Karneval Europas und der zweitgrößte weltweit, nach Rio de Janeiro. Zu den Feierlichkeiten gehört auch hier ein lauter, bunter Faschingsumzug, bei dem die „Reina Carnaval“, die Karnevalskönigin mit dem besten Kostüm, gewählt wird.
Am Aschermittwoch enden die Feierlichkeiten mit der traditionellen Beerdigung einer riesigen Sardine. Dabei handelt es sich um einen Fisch aus Pappmaché, der vor seinem Begräbnis ehrwürdig durch die Straßen getragen wird. Die Zuschauer beweinen ihn und rufen laute Stoßgebete. Am Ende seiner Reise wird der Fisch verbrannt.
Weiter geht es mit Superlativen: Eines der ältesten Karnevalsfeste der Welt wird in Bolivien gefeiert. Schon die Inkas haben das Fest ausgelassen zelebriert, weshalb die UNESCO den Oruro-Karneval in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen hat. Spätestens seitdem ist der kleine Ort im Hochland des Andenmassivs in der närrischen Zeit ein Touristenmagnet. Hotels sind ausgebucht, Bustickets massiv überteuert.
Das besondere am Oruro-Karneval sind die in Handarbeit gefertigten, prachtvollen Masken und Kostüme. Während der Hauptfeierlichkeiten von Samstag bis Rosenmontag ziehen die bunt verkleideten Menschen durch die Straßen und tragen Ihre Prachstücke zur Schau.
In Russland wird die Fastnachtswoche „Maslenitsa“ genannt, was so viel wie „Butterwoche“ bedeutet. Tatsächlich werden in dieser Zeit traditionell vor allem Milchprodukte serviert. Auf Jahrmärkten bieten die Händler „Blini“ an, Pfannkuchen mit Honig, Kaviar und Wodka, die die Sonne symbolisieren.
Außerdem ist die Karnevalswoche mit sportlichen Wettkämpfen wie Klettern oder Boxen verbunden. Den Höhepunkt bildet der „Tag der Vergebung“ am Sonntag nach Aschermittwoch. Während die Mitglieder der orthodoxen Kirchgemeinde um Vergebung bitten und einander verzeihen, basteln Kinder sogenannte Maslenitsa-Puppen, die bunt geschminkt und geschmückt werden. Die Puppen symbolisieren den Winter, der nun langsam dem Frühling weicht, weshalb sie am Ende der Festlichkeiten traditionell verbrannt werden.
Mardi Gras – der „fette Dienstag“ ist in New Orleans ein besonderes Spektakel. Der Faschingsdienstag wird hier mit einer besonders ausgelassenen, bunten Parade gefeiert, die ihresgleichen sucht. Hier vermischt sich Jazz mit Voodoo, Pride Parade mit Moulin Rouge und Hexentanz mit Indianer-Ritual. Dem Zuschauer werden absurde Kostüme, ausgefallene Masken und exotisch geschminkte Gesichter präsentiert. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, alles scheint erlaubt – sogar der öffentliche Alkoholkonsum (in den USA!) ist hier möglich.
Während hierzulande Kamelle von den Umzugswagen in die Menge geworfen werden, sind es in New Orleans bunte Perlenketten, die sogenannten „beads“ (engl. für Glaskugeln). Manche Damen lüften dafür auch gern einmal ihr T-Shirt, um extra viel von dem schillernden, bunten Schmuck zu kommen.
Zudem lassen es sich prominente Teilnehmer nicht nehmen, beim großen Festumzug höchst persönlich auf den Umzugswagen zu steigen und mit den Närrinnen und Narren gemeinsam zu feiern. US-Komiker Will Ferrell, die Schauspielerin Hillary Swank und weitere Stars wie Nicolas Cage, William Shatner und Elijah Wood wurden bereits auf den prachtvoll geschmückten Umzugswagen gesichtet.
In Namibia wird gleich sieben Mal Karneval gefeiert – und zwar über das ganze Jahr verteilt! Los geht es Ende März/Anfang April mit dem Windhoek Karneval, dem größten Karneval in Namibia. Das zweiwöchige Spektakel beginnt mit einem Biwak, auf den ein Prinzenball, Karnevalsumzug und Frühschoppen folgen. Weiterhin beinhaltet das Festprogramm einen Kinderkarneval, Damen- und Herrenabend, einen Kostümball und Büttenreden. Die Orientierung am Kölner Karneval und der Mainzer Fastnacht sind nicht zu übersehen, weshalb der namibische Karneval besonders bei den deutschen Einwohnern und denen mit deutschen Wurzeln beliebt ist.
Den Abschluss bilden dann zwei „internationale Abende“, die wiederum bei den nicht deutschsprachigen Namibiern besonders gut ankommen. Mit dem Abschlussball „Kehraus“ und einem traditionellen Heringsessen endet der Windhoek Karneval schließlich.
Weitere Karnevalsveranstaltungen sind der Walvis Bay Karneval, auch „WaKa“ genannt, der Mitte März gefeiert wird, der Swakopmund Karneval, auch Küstenkarneval genannt, der im Juni begangen wird, der Otjiwarongo Karneval (OtjiKa) im Juli, der Tsumeb Karneval (TsumKa) im Juli/August, der Lüderitz Karneval (LüKa) im September sowie der Osten-Karneval (OsKa), der alle zwei Jahre stattfindet.
Der Karneval in Jember auf der indonesischen Insel Java gleicht einer extravaganten Fashion Show. Darum lautet der offizielle Name der Karnevalsveranstaltung auch „Jember Fashion Carnaval“. Die Idee, den Fasching mit Fashion zu verbinden, hatte der Designer Dynand Fariz. Er baute die Idee aus und im Jahr 2003 fand der erste Jember Fashion Carnaval statt: Einmal im Januar und ein zweites Mal im August.
Heute wird der Jember Fashion Carnaval im August gefeiert und steht meist unter einem bestimmten Thema, das die Designer aufgreifen, um Monate im Voraus passende Kostüme zu entwerfen.
Der Karneval in Québec (franz. „Carnaval de Québec“, engl. „Québec City Winter Carnival“) ist der größte Winterkarneval der Welt. Der „Bonhomme Carnaval“, ein Schneemann mit roter Mütze und buntem Gürtel, ist sein Maskottchen und bei Einheimischen wie Touristen sehr beliebt.
Der Québecer Karneval ist vor allem von sportlichen Wettkämpfen geprägt. Die zum Teil zweistelligen Minus-Grade halten die Teilnehmer nicht davon ab, auf Schlauchbooten Hänge und Hügel hinabzurodeln oder mit Seifenkisten durch die Altstadt zu fahren. Außerdem findet ein Kanurennen über den Fluss St. Lorenz statt.
Zu den weiteren Highlights gehört ein Wettbewerb im Schneeskulpturen bauen. Dafür reisen Teilnehmer aus der ganzen Welt an und lassen wunderbare Figuren aus den Schneemassen entstehen. Außerhalb der Wertung wird auch stets ein Eispalast neben dem Parlament errichtet, in dem natürlich der Bonhomme Carnaval höchst persönlich wohnt. Die 17-tägigen Feierlichkeiten enden mit einer großen Abschlussparade.