Am 14. Februar 2016 ist es wieder soweit: Liebespaare auf der ganzen Welt überreichen sich kleine und große Aufmerksamkeiten zum Valentinstag. Aber warum schenken wir? Und warum schenken wir vor allem an diesen „vorgezeichneten“ Tagen wie Weihnachten oder eben am Valentinstag? Ist es klug, diesem Trend zu folgen oder sollte man sich ihm bewusst widersetzen?
Der Valentinstag am 14. Februar gilt als Tag der Liebenden. In einer altrömischen Zeremonie schenkten Ehemänner ihren Frauen an diesem Tag Blumen. Heute wird am Valentinstag weit mehr verschenkt als ein Strauß Blumen. Und gerade dadurch entsteht das Dilemma des Schenkens: Was schenke ich meinem Partner oder meiner Partnerin? Sollte ich überhaupt etwas schenken?
Grundsätzlich ist das Schenken positiv belastet. Beobachten wir die ehrliche Freude des Beschenkten über sein Präsent, schüttet unser Gehirn Endorphin und Dopamin aus – Substanzen, die unseren Stresspegel senken und unser Glücksgefühl steigern. Das macht nicht nur froh und zufrieden, sondern hält uns auch gesundheitlich fit.
Aufgrund dieser Tatsache, streiten sich Experten darüber, ob wir überhaupt uneigennützig schenken können. Ist es nicht eher die „Gier“ nach Glückshormonen, die uns zum Schenken veranlasst? Fest steht jedoch, dass der Drang zum Schenken tief in uns verwurzelt ist. Die Menschen entdeckten schnell, dass Schenken auf Gegenseitigkeit beruht: Wer etwas schenkt, erwartet in der Regel ein Gegengeschenk. Diese Erkenntnis hielt der Soziologe Marcel Mauss schließlich 1924 auch in seiner Schenkökonomie fest. Aufgrund des gegenseitigen Schenkens spannen wir soziale Netze und sorgen für ein ausgeglichenes Geben und Nehmen.
Entgegensetzt zur landläufigen Meinung, wir Menschen wären allesamt geborene Egoisten, legen wir nämlich von Natur aus viel Wert auf Kooperation und ein harmonisches Miteinander. Dieser Trieb hat letztendlich unser Überleben gesichert: Nicht der Stärkere gewann, sondern die stärkere Gemeinschaft. Das Leben in der Gruppe war leichter und erfolgversprechender.
Wie bereits angesprochen, erwartet der Schenkende meist, ebenfalls beschenkt zu werden, auch wenn dies zeitlich versetzt passiert. Diese Erwartungshaltung entspricht einem gewissen Gedanken der Fairness. Dabei muss das Gegengeschenk nicht exakt den gleichen Geldbetrag kosten, sondern sollte einen ähnlichen ideellen Wert haben.
Solche Erwartungen können jedoch Druck aufbauen. Hinzu kommt der Druck aus der Wirtschaft, die gewisse Anlässe wie den Valentinstag für ihre Zwecke nutzt, um die Geschäfte anzukurbeln. Sie vermittelt nicht selten, dass geschenkt werden muss.
Beim Valentinstag ist dies ein ganz besonderes Minenfeld. Denn ein Geschenk in der Partnerschaft drückt nicht nur die Wertschätzung seines Gegenübers aus, sondern auch ein gewisses Empathievermögen: Wie gut kennt man den anderen?
Wer schenkt, kommuniziert. Darin sind sich die Soziologen einig. Wer ein Geschenk mit Bedacht auswählt, zeigt, wie sehr er sein Gegenüber wertschätzt. Doch nicht nur das: Gerade in einer Beziehung wird mit der Wahl des Geschenkes ersichtlich, wie gut man sein Gegenüber sowie dessen Wünsche und Bedürfnisse kennt. Liegt man bei der Wahl des Geschenkes daneben, kann dies schnell zu Streit und im schlimmstenfalls zu einer echten Krise führen.
An Tagen wie Valentinstag kommt erschwerend hinzu, dass die Geschenke mehr oder weniger gleichzeitig übergeben werden. Erhält man ein mit Bedacht ausgesuchtes Geschenk und hat selbst für den anderen nur auf die Schnelle etwas gekauft, kann dies schnell zu peinlichen Situationen führen. So wird das gut gemeinte Schenken schnell zum Minenfeld.
Doch es muss nicht zur Eskalation kommen. Wer auch in einer langjährigen Beziehung die Augen und Ohren noch offen hat für die Wünsche des Partners, kann rechtzeitig ein passendes Geschenk auswählen. Denn Zeitdruck und Stress sind tödlich für nachhaltige Geschenke zum Valentinstag. Und wenn das Schenken zur Pflicht wird und nicht aus Freude am Geben stattfindet, ist man schnell frustriert.
So gaben im vergangenen Jahr bei einer Umfrage der Goldmedia von 1.140 Befragten 69 Prozent der Männer und 63 Prozent der Frauen an, sie wären vom Valentinstagsstress genervt. Dennoch überreichten sich 52 Prozent aller Befragten Geschenke zum Valentinstag. Dies zeigt, dass wir nur schwer aus solchen sozialen Zwängen herauskommen.
Was also tun? Grundsätzlich sollte man beim Thema Schenken sich kritisch selbst befragen: Schenke ich, um geliebt zu werden oder weil ich liebe? Schenke ich, weil es mich glücklich macht, meinem Partner eine Freude zu bereiten oder weil ich von ihm oder ihr eine Gegenleistung erwarte?
Bereits in der Apostelgeschichte wird Jesus mit den Worten „Geben ist seliger denn Nehmen“ zitiert. Wer bewusst schenkt, verleiht diesem Ritual eine ganz andere, tiefsinnigere Bedeutung. Nämlich dass man sich mit den Wünschen und Bedürfnissen seines Partners oder seiner Partnerin auseinander setzt. Und das darf gerne auch an anderen Tagen als am Valentingstag passieren.
Bildquelle: Designed by Freepik