Im Mai 2013 gaben 66 Prozent von rund 1.000 Befragten an, auf den Einkauf bei einer Modekette zu verzichten, wenn sie wüssten, dass diese ihre Produkte unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen produzieren ließe. Heute, anderthalb Jahre später, scheinen diese Drohungen kaum Wirkung zu zeigen. Es herrschen nach wie vor zum Teil katastrophale Arbeitsbedingungen in den Fabriken der Entwicklungsländer. Und nicht nur dort.
Die Umfrage wurde von Forsa anlässlich des am 24. April 2013 eingestürzten Fabrikgebäudes in Bangladesch durchgeführt, bei dem über 1.000 Opfer beklagt wurden. Der Aufschrei der Medien war damals groß, doch passiert ist seitdem nicht viel.
Besonders die Textilindustrie in den Entwicklungsländern ist ein zweischneidiges Schwert. Während sie beispielsweise in Bangladesch für ein Drittel der Armutsreduktion verantwortlich ist, sorgt sie andererseits für menschenunwürdige Arbeitsbedingungen und hohe Umweltverschmutzung.
Der Internationale Gewerkschaftsbund setzt sich nicht nur mit dem Welttag für menschenwürdige Arbeit dafür ein, dass sich diese Umstände ändern. Immerhin: Einige europäische Marken haben nach dem Vorfall in Bangladesch ein Abkommen über Brandschutz und Gebäudesicherheit unterzeichnet und US-amerikanische Firmen schlossen eine Allianz für Arbeitssicherheit. Auf diese Weise konnten über 1.700 Textilfabriken in Bangladesch ihre Sicherheitsstandards erhöhen.
Um jedoch nachhaltig die Arbeitsbedingungen zu verbessern, muss mehr getan werden. Etwa in Hinblick auf soziale und ökologische Ziele. Dazu zählen Modernisierungsmaßnahmen, um Energie und Wasser zu sparen sowie den Einsatz von Chemikalien zu reduzieren.
In Berlin findet am 7. Oktober ein Pressegespräch zum Thema „Globale Arbeitsbedingungen der Textilindustrie, besonders in Bangladesch“ statt. Bundesminister Gerd Müller wird als Gast des DGB-Vorstands an der Konferenz teilnehmen und die aktuelle Situation zu den Arbeitsbedingungen sowie die Entschädigungsfonds für die Hinterbliebenen näher beleuchten.
Laut Statista boten rund 18.200 deutsche Betriebe im Januar und Februar 2014 Kurzarbeit an, circa 178.000 Arbeiter waren von Januar bis März 2014 von Kurzarbeit betroffen. Außerdem befinden sich 19,6 Prozent der Deutschen in Armut oder sozialer Ausgrenzung – Tendenz steigend. Der Welttag für menschenwürdige Arbeit (englisch: World Day for Decent Work) möchte daher weltumspannend auf Missstände an Arbeitsplätzen aufmerksam machen.
Als sich 2006 der Internationale Gewerkschaftsbund gründete, wurde der „Tag der guten Arbeit“ eingeführt und erstmalig am 7. Oktober 2008 begangen. Auch 2014 nutzen die Gewerkschaften diesen Tag, um sich vor allem gegen Kinderarbeit einzusetzen, aber auch, um für die Gleichstellung der Frau am Arbeitsplatz und nachhaltige Arbeitsweisen zu kämpfen. Außerdem setzen sie sich für einen ausreichenden Arbeitsschutz und soziale Absicherung der Arbeitnehmer ein.
Bildquelle: Helm: stockvault.net, Hintergrundgrafik: freevectors.com/