Am heutigen 26. September würde der Nobelpreisträger Iwan Petrowitsch Pawlow seinen 165. Geburtstag feiern. Der russische Mediziner, der als chronisch pleite galt, lieferte mit seinen Experimenten wesentliche Erkenntnisse über die Physiologie des Verdauungssystems – und legt ganz nebenbei den Grundstein für Angsttherapien.
Zum 165. Geburtstag von Iwan Petrowitsch Pawlow
Iwan Petrowitsch Pawlow wurde am 26. September 1849 im russischen Rjasan als ältestes von zehn Kindern geboren. Im julianischen Kalender ist sein Geburtstag der 14. September. Sein Vater war ein russisch-orthodoxer Geistlicher, in dessen Fußstapfen er ursprünglich treten wollte. Nach dem Abitur entschloss er sich jedoch, sein Studium den Naturwissenschaften zu widmen.
Pawlow starb am 27. Februar 1936 in Leningrad, nachdem ihm 1904 der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin (kurz: Medizinnobelpreis) verliehen wurde. Ein Preis, der seit 1901 jährlich in Stockholm jener Person überreicht wird, die die wichtigste Entdeckung in der Medizin oder der Physiologie gemacht hat.
Der junge Pawlow hatte nicht viel Geld. Gemeinsam mit seinen Versuchshunden, an denen er das Verdauungssystem erforschte, wohnte er direkt im Labor, um Miete zu sparen. Seinen Hunden ging es meist noch schlechter – viele von ihnen sind erfroren. Dennoch schaffte er es, eine anfangs als nerviges Problem empfundene Entdeckung zu machen: Seine Intention war es, den Speichel der Hunde in Abhängigkeit ihrer Nahrung zu untersuchen. Allerdings sonderten die Hunde bereits Speichel ab, sobald sie den leeren Fressnapf sahen oder die Schritte der Laborhelfer hörten, die ihnen gewöhnlich das Fressen brachten. Dabei hatten sie noch keinen einzigen Happen im Maul.
Nachdem sich Pawlow daran störte, begann er schließlich aus diesem „Problem“ ein Forschungsprojekt zu machen und fand heraus, dass diverse Umweltreize Einfluss auf das Verdauungssystem – in diesem Fall auf die Speichelproduktion haben. Er untermauerte seine Entdeckung mit einem Experiment, welches als „Pawlowscher Hund“ in die Geschichte einging. Dabei ließ er kurz bevor es Futter gab eine Glocke erklingen. Schon nach kurzer Zeit produzierten die Hunde Speichel beim bloßen Erklingen der Glocke. Sie hatten gelernt, dass das Läuten in Verbindung mit dem Futter stand. Wurde die Glocke jedoch wiederholt geläutet, ohne dass es danach Futter gab, verlernten die Hunde diese Verbindung schnell wieder.
Fortan unterschied man zwischen konditionierten (also erlernten) und unkonditionierten (also natürlichen) Reflexen.
Diese Erkenntnis war bahnbrechend. Ließ sich doch daraus schlussfolgern, dass bestimmte Verhaltensweisen an- und abtrainiert werden konnten. Wie zum Beispiel Ängste. So hielten die Forschungsergebnisse als „Pawlowismus“ Einzug in die Psychoanalyse, um beispielsweise Flugangst, Angst vor Spinnen und andere Phobien zu bekämpfen. Die Psychologen mussten nur das Reiz-Reaktions-Schema ihrer Patienten aufbrechen.
Pawlow war Forscher aus Leidenschaft. Bis zu seinem 80. Geburtstag war er in der Forschung aktiv, gehörte acht verschiedenen Akademien an, hatte unzählige ausländische Medaillen und Ehrenzeichen sowie alle russischen Gelehrtengrade erhalten. Bevor er im Alter von 86 Jahren verstarb, richtete er einen Brief an den Forschernachwuchs, der die Leidenschaft für seinen Beruf zum Ausdruck bringt:
„Denkt daran, dass die Wissenschaft vom Menschen das ganze Leben verlangt, und hättet ihr zwei Leben, sie würden nicht ausreichen. Seid leidenschaftlich in eurer Arbeit und in euren Forschungen. Lernt, sammelt Tatsachen, häuft Tatsachen an. Die Tatsachen sind die Luft des Gelehrten; ohne sie kein Aufstieg, ohne sie bleiben eure Theorien leere Bemühungen.“
Bildquelle Iwan Petrowitsch Pawlow: Nobelprize.org
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