„Gott ist tot“ – ein Zitat, mit welchem der Philosoph und Religionskritiker Friedrich Nietzsche noch heute, 170 Jahre nach seiner Geburt am 15. Oktober 1844, bekannt ist. In seinem Gedenken finden interessante Ausstellungsprojekte statt.
Friedrich Wilhelm Nietzsche wurde am 15. Oktober 1844 in Röcken (Sachsen-Anhalt) geboren. Nachdem sein Vater, der lutheranische Pfarrer Carl Ludwig Nietzsche, und sein nur zwei Jahre alter Bruder verstarben, verzog die Familie nach Naumburg. Dort wuchs Nietzsche in einem Frauenhaushalt, zusammen mit seiner Schwester Elisabeth, seiner Mutter, zwei unverheirateten Tanten und einem Dienstmädchen, auf.
In der Schule fiel der junge Nietzsche bereits früh durch seine herausragenden Leistungen, und insbesondere durch seine musische und sprachliche Begabung auf. Nietzsche dichtete, komponierte und entwickelte bereits früh eigene, sich von der kleinbürgerlich-christlichen Welt seiner Familie distanzierende Vorstellungen von Religion, Moral, Erkenntnistheorie und Metaphysik.
Nach seinem Studium der klassischen Philologie an der Universität Bonn wurde er im Jahr 1869 noch vor dem Abschluss seiner Promotion zum Professor an der Hochschule in Basel ernannt. In dieser Zeit verfasste er einige seiner bedeutendsten Werke, darunter „Die Geburt der Tragödie“ oder „Menschliches, Allzumenschliches“, bis ihn wiederkehrende Migräneanfälle, Magenstörungen und eine starke Kurzsichtigkeit schon 1879 zur vorzeitigen Pensionierung zwangen.
Auf der Suche nach für seinen Gesundheitszustand optimalen Klimabedingungen reiste Nietzsche in den Folgejahren viel umher, lebte als freier Philosoph in Genua, Rapallo, Nizza und Turin. Dort erlitt er 1889 einen geistigen Zusammenbruch.
In seiner geistigen Umnachtung verfasste er kleine, von fortschreitendem Wahnsinn gezeichnete Schriftstücke an Freunde, woraufhin er von diesen zunächst in eine Irrenanstalt in Basel, später von seiner Mutter in die Psychiatrische Universitätsklinik in Jena gebracht wurde. Sein Verfall setzte soweit fort, dass er bald keine Gespräche mehr führen konnte, seine Freunde nicht mehr erkannte, an Wahnvorstellungen und Apathie litt und deshalb vereinsamte. Nach mehreren Schlaganfällen verstarb Friedrich Nietzsche am 25. August 1900 an den Folgen einer Lungenentzündung in Weimar.
Die Werke Nietzsches schrieben durchweg Philosophiegeschichte. Das Interesse an seinen Schriften entwickelte sich allerdings erst nach dem Beginn seiner geistigen Umnachtung. Um die Jahrhundertwende kam nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich und Italien ein „Nietzsche-Kult“ auf, in welchem die Werke des Philosophen vor allem im Zusammenhang mit dem aufkommenden Kulturpessimismus gelesen wurden.
Aufgrund seines wohl bekanntesten Werkes „Also sprach Zarathrustra“, in welchem Nietzsche auf Grundlage der Selektionstheorie Charles Darwins und der Willensmetaphysik Arthur Schopenhauers seine Philosophie des „Übermenschen“ entwickelte und seine Kritik am Christentum und der bürgerlichen Moral erörterte, galt dieser auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg lange Zeit als „Nazi-Philosoph“.
Diese Rezeption änderte sich erst wieder in den 1970er Jahren, in denen die geistes- und sozialwissenschaftlichen Strömungen des Poststrukturalismus und der Dekonstruktion eine neue Welle der Interpretationen der Nietzsche-Werke auslöste.